HARZ ABER HERZLICH im Wintertheater Braunschweig • Ronald Schober
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HARZ ABER HERZLICH im Wintertheater Braunschweig

Suche nach dem Harz of Gold

Die neue Schanz-Eitner-Produktion überzeugt im Spiegelzelt, Klamauk auf Kunstniveau

 

aus der Kritik der Neuen Braunschweiger Zeitung von Ingeborg Obi-Preuß:

 

„Wer braun sein will, muss leiden, das lässt sich leider nicht vermeiden“, singen die Kampfheuschrecken bei der Borkenkäfer-Abwehr. Mit dem Tic-Tac-Toe Refrain „Ich find’ dich Scheiße“, scheint „die fiese Sau“ in die Flucht geschlagen zu werden. Nur einer der vielen Versuche, unser nachbarliches Mittelgebirge in die erste Touristikliga zu beamen. „Harz Aber Herzlich“ zieht alle Register.

 

Im Spiegelzelt an der Martinikirche sind die Stühle im Rund komplett besetzt – und das bleibt auch so, zumindest dieses neue Eitner-Schanz-Stück im Weihnachtsgeschichten-Programm ist bereits ausverkauft. Offensichtlich buchen die Menschen schon „blind“, weil sie die Klasse kennen, in der das Autorenduo arbeitet. Die Vorschusslorbeeren sind berechtigt.

 

Das „Braunschweiger Hausgebirge“ lässt sich zu Beginn in seiner ganzen Pracht besingen. Heino, Heidi und die Köhlerliesel sind am Start, der Anton aus Bad Grund und auch Rudi Carrells „Goethe war gut“ preist die Schönheiten der üppigen Natur. Die Leute im Parkett schunkeln schon bei den ersten Tönen, es dauert nicht lange und das Zelt bebt.
Aber – die Sorgenwolken hängen tief über den kahlen Fichtengipfeln. Vor allem für die Winter-Wunderlandschaft fehlen nicht nur die Mittel, sondern auch der Schnee. So wird das nichts mit den erhofften Einnahmen.

 

Qualität hör- und fühlbar

 

Verwaltungsassistent Hartmut (Ronald Schober) war zum Seminar und bringt nun alle Ideen an, um den Laden – dem Klimawandel zum Trotz – nach vorn zu bringen. Zum Beispiel mit der Bergstollensauna. Die Angestellten des Oberharzer Hüttenbetriebes sitzen nackt und schwitzend in den Loren, „Harz of Gold“ singend, nach dem Song von Neil Young, begleitet von Markus Schultze mit der Mundharmonika. Wunderschön. Einer der vielen Momente, in denen die Qualität hörbar und fühlbar wird, die den vordergründigen Klamauk trägt. Denn erzählt wird eine auch ernste Geschichte von halb leeren Talsperren, von Umweltsünden, vom Mithalten in der modernen Touristikindustrie. Bis sich Hüttenwirt Schamborski (Louie, einfach umwerfend) erinnert, wie schön es früher war, mit Rucksack, Butterbrot und hartgekochtem Ei. Harz, aber herzlich eben.

 

Das Ensemble mit Maike Jacobs, Kathrin Reinhardt, Markus Schultze, Ronald Schober, Burkhard Bauche, Andy Lindner und Nathalie Dinter überzeugt. Musikalisch, tänzerisch, schauspielerisch. Eine echte Leistung. Witzige kurze Dialoge ziehen den roten Faden, Auftritte von Schlagerstars wie Roland Kaiser mit „Santa Andreasberg“, oder Vicky Leandros halten das Publikum ebenso in Mitklatschstimmung wie das Potpourri aus Harzliedern, „You’re my Harz, you’re my soul“ ist da nur eines der schillernden Beispiele.

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