INSZENIERUNG: „Dr. med Hiob Prätorius“ von Curt Goetz am Niederdeutschen Theater Braunschweig 2015 • Ronald Schober
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INSZENIERUNG: „Dr. med Hiob Prätorius“ von Curt Goetz am Niederdeutschen Theater Braunschweig 2015

Da hat sich einer totgelacht

 

 

Lachen kann tödlich enden. Das jedenfalls behauptet ein merkwürdiges Faktotum, das im lila Frack in das Bibliothekszimmer von Detektivin Katie Holmes geschlurft kommt. Auf jeden Fall ist der beliebte Frauenarzt Dr. med Hiob Prätorius bereits tot, als sich der Vorhang zur Premiere des gleichnamigen Stücks beim Niederdeutschen Theater im Braunschweiger Roten Saal hebt.

Autor Curt Goetz hat das Schicksal eines lebenslustigen Arztes in eine makabre Rückblende montiert. Er ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, weil ihm seine junge Frau Violetta etwas Witziges ins Ohr geflüstert hatte. Quasi eine Konsequenz seiner sonstigen Lebensmaxime, der zufolge Lachen die beste Medizin der Ärzte ist.

Schritt für Schritt werden nun die ominösen Hintergründe dieser Story hinterfragt. Ganz allmählich tun sich immer neue Merkwürdigkeiten auf. Der Arzt heiratet ein schwangeres Mädchen, das suizidgefährdet ist. Ein unheimlicher Butler durchschlurft unterwürfig die Szenerie. Wie sich später herausstellt, hing er unschuldig verurteilt wegen Mordes bereits am Galgen. Doch hat Prätorius den Scheintoten in seiner Anatomie wieder zum Leben erweckt und als Diener eingestellt.

Schließlich wird der Doktor wegen Kurpfuscherei angeklagt, weil er sich zunächst auf dem Lande niedergelassen und scharenweise Kranke aus reiner Menschenliebe geheilt hat. Das ist starker Tobak!

Ronald Schober hat den bereits 1965 mit Heinz Rühmann verfilmten Komödien-Klassiker in der niederdeutschen Übersetzung von Reimer Hebbeln in kargen, aber wechselvollen Bildern inszeniert. Dabei stellt sich allerdings sehr schnell die Frage, ob die eher holzschnittartig angelegte niederdeutsche Sprache wirklich geeignet ist, die leichtfüßig-satirische Sprechweise des Originals überzeugend rüberzubringen.

Die Darsteller hängen sich allerdings schauspielerisch lustvoll rein. Allen voran in der Hauptrolle der eloquente Joachim Koppen sowie Andreas Widlowski als verschraubtes Faktotum Shunderson. Nina Baguette spielt daneben quietschvergnügt die Ehefrau Violetta und Martina Lüders glaubhaft im Kontrast die karriereneidische Arztkollegin. Das Publikum amüsierte sich mächtig, am Schluss kräftiger Beifall.

Braunschweiger Zeitung vom 21.9.2015 von Harald Hilpert

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Szene aus der Aufführung des Niederdeutschen Theaters mit ( von links):
Nina Baguette (Violetta), Joachim Koppen (Hiob Prätorius), Christiane Scarpino…

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